Besuch einer Liberica-Farm in Malaysia
Auf unserer Rundreise durch Malaysia machten wir Station in Johor, im Süden Malaysias an der Grenze zu Singapur. Dort fand während unseres Aufenthaltes die Johor Coffee Week 2023 statt. Dort haben wir Jason Liew kennengelernt. Jason ist Pionier im Bereich Specialty Liberica Coffee und Inhaber von My Liberica. Wir vereinbarten einen Termin und machten uns mit dem Auto auf dem Weg zu seiner Liberica-Farm und Aufbereitungsstation.
Besichtigung der Liberica-Farm
Jason begrüßte uns herzlich und führte uns zunächst über die Plantage. Dort erklärte er uns die Besonderheiten von Coffea Liberica, einer Kaffeeart, die in Malaysia eine lange Tradition hat. Auch über die Herausforderungen im Liberica-Anbau, die er bis jetzt hatte und auch noch immer hat, erzählte er uns. Leider waren wir noch einige Wochen zu früh auf der Plantage. Die Ernte startet erst Anfang/Mitte Mai.
Herausforderungen beim Liberica-Anbau
Liberica-Kaffee ist eine robuste Kaffeeart, die auch auf Meereshöhe angebaut werden kann. Allerdings hat der Anbau auch einige Herausforderungen. So ist das Fruchtfleisch der Liberica-Kirsche wesentlich dicker als bei Arabica-Kirschen. Dadurch ist der Ernteertrag geringer und die Aufbereitung aufwendiger.
Erfolgreicher Café-Betreiber und studierter Agrarwissenschaftler
Nach seinem erfolgreichen Agrarwissenschaftsstudium in Taiwan kehrte Jason zum elterlichen Betrieb und der Farm zurück. Nach seiner Rückkehr eröffnete er sein erstes Café, um Liberica Kaffee bekannter zu machen. Mittlerweile betreibt er unter dem Label MyLiberica vier Cafés und eine Rösterei.
Internationaler Erfolg
Richtig bekannt wurde Jason bzw. seine Liberica-Farm, als Hugh Kelly die australische Baristameisterschaft 2021 mit Liberica Kaffee von MyLiberica gewonnen hat. Bei der anschließenden Barista-Weltmeisterschaft 2021 in Mailand erreichte er ebenfalls mit Jasons Liberica den dritten Platz. Dies brachte einen Schub für Liberica im Allgemeinen mit. Denn Liberica hat im Kaffee-Welthandel nur ca. 1 bis 3%. Auch wegen des Klimawandels könnte Liberica eine immer größere Bedeutung bekommen. Immerhin ist sie ähnlich robust wie Canephora und kann sogar auf Meereshöhe angebaut werden. Jasons Farm liegt ca. 20m über dem Meeresspiegel.
Aufbereitung des Liberica-Kaffees
Nach der Ernte fallen wieder andere Herausforderungen an, die so bei Arabica-Varietäten ebenfalls nicht vorkommen. Wie bereits erwähnt, ist das Fruchtfleisch wesentlich dicker und so auch um einiges schwieriger zu entfernen. Das heißt, die Entpulpungsmaschine muss für Liberica angepasst werden, damit sie durch das dicke Fruchtfleisch kommt. Für eine trockene Aufbereitung müssen die Kaffeekirschen vorab nach Größe sortiert werden, da der Wuchs doch sehr unterschiedlich ist. Nur so kann eine gleichmäßige Trocknung gewährleistet werden.
Jason experimentiert auch mit verschiedenen Fermentationsprozessen. Diese unterscheiden sich aufgrund der Dicke des Fruchtfleisches sehr von den bekannten Prozessen bei Arabica Kaffeekirschen. Reichen bei Arabica in der Regel wenige Tage für die Fermentation, werden bei Liberica zwei bis vier Wochen benötigt. Erst nach dieser Zeit sei eine geschmackliche Veränderung zu bemerken, berichtet Jason.
Verkostung des Liberica-Kaffees
Unser Rundgang über die Farm und Aufbereitungsstation endete im farmeigenen Café. Dort konnte Jason uns einen Tee aus Liberica-Kaffeeblüten und verschiedene Liberica-Kaffees als Filterkaffee servieren. Um Liberica als Filterkaffee zu brühen, müssen ein paar Parameter geändert werden. Welche genau das sind habe ich euch in einem Blog-Post und Video festgehalten: Brühen mit Liberica Hier kommt ihr direkt zum Video: Filterkaffee mit Liberica
Liberica-Kaffee hat einen sehr intensiven und süßen Geschmack. Er erinnert an Trockenfrüchte, wie Datteln oder Feigen. Außerdem sind Noten von Schokolade, Karamell und Gewürzen zu erkennen. Jason brühte uns verschiedene Aufbereitungsarten aus dem Hario V60 auf. Uns hat am besten der Natural geschmeckt. Bei diesem katten wir eine richtig intensive Note von Jackfruit und eine unglaubliche Süße.
Fazit
Wir waren beeindruckt von Jasons Leidenschaft für Liberica-Kaffee. Er hat uns einen Einblick in eine spannende und vielversprechende Kaffeeart gegeben. Wir sind uns sicher, dass Liberica in Zukunft eine immer größere Rolle im Kaffeemarkt spielen wird.